Wissenswertes

ZIEGELEI SONDERNHEIM - EIN KULTURDENKMAL

Entwicklung der Ziegelherstellung

Die Ziegelei Sondernheim ist das Musterbeispiel für die Auswirkung des Strukturwandels, der sich immer schneller in unserer modernen Wirtschaft vollzogen hat.
Die gesamte Anlage als solches, nicht nur der Ausstellungsraum, sondern das Gesamtanwesen mit den endlosen Wegen und Lagerstätten und langsamen Transportmitteln, wären heutzutage bzw. waren schon in den 70er Jahren völlig unrentabel - „Wegrationalisieren“ nennt sich das und dies in immer kürzer werdenden Abständen.

Die ersten Ziegel wurden von den Römern nach Germania gebracht – in die Pfalz, wo der erste Ziegelbau u.a. Basilika in Trier 311 nach Christus entstand. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die Produktion mehr oder weniger gleich in Feldbrandöfen. Der Ton wurde in Halden gelagert, dann mit Wasser übergossen zum Sumpfen und Mauken – dies waren die ersten Aufbereitungsmethoden.

Bei den Handstrichziegeln waren in größeren Produktionen 7 verschiedene Arbeiter tätig:

Der Umgänger – gräbt den Ton
Der Karrenmann – schafft ihn zum Platz
Der Aufsetzer – bringt ihn auf den Tisch
Der Former – formt die Steine , 150 Stück die Stunde
Der Abträger – räumt die Steine ab zum Trocknen
Der Brenner – brennt die Steine nach ein paar Wochen

Die Arbeitszeit der Ziegler war früher saisonbedingt Frühling bis Herbst , Arbeit begann bei Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und die Brenner in Schicht die ganze Nacht.

Begriff Lehm : 50 % bis 80 % Sand / 50 % - 20 % Schluff / Ton
Begriff Ton : über 50 % Ton , unter 50 % Sand , Kalk bis 4 % notwendig um bei
Schmelze der Ziegel entsprechende Härte zu erreichen.
Über 4 % Kalk bei Dachziegeln und über 20 % Kalk in Mauersteinen sind gefährlich, da der Kalk bei Feuchte – Aufnahme den Stein sprengt.

Schon im Jahre 1854 wurde die Strangpresse erfunden, die sich aufgrund der Investition nur langsam fortsetzte, aber anstatt 150 Steinen / Std. schon 400 Steine produzieren konnte in besserer Qualität.
Die 1. Strangpresse wurde von 2 Pferden betrieben, die in das Göppelwerk gespannt wurden. Die 1920 eingeführte Strangpressen waren weiter automatisiert und führten zu 300 % Leistungssteigerung.

Zur Trockung der Ziegel:
Frische Ziegel werden aus 2 Gründen getrocknet:

a) Formstabiltät, da Feuchte in der Brennkammer den Ziegel verformt
b) da bei feuchten Steinen ein viel längerer Brand notwendig und dadurch erhebliche Kosten enstehen.

Die beste Art der Trocknung war die Freilufttrocknerei auf Latten in Trockenschuppen, was bei günstiger Witterung 14 Tage beträgt. Im Durchschnitt wird ein Schuppen pro Jahr 10 X belegt, wobei Frost nasse Formlinge total zerstören konnte.
Die später erweitere Form der Trockenräume über den Ringöfen oder in direkter Nähe, um die Brennwärme zu nutzen, erhöhte die Kapazität noch einmal.

Die Freiluftschuppen wurden weiter gefüllt – so konnte für die Frosttage Vorrat geschaffen und weiter Energie gespart werden.

Das Wichtigste ist das Brennen

Durch das Brennen wird dem Rohling Wasser entzogen, das beim Trocknen zuvor nicht entwichen ist. Das „Kristallwasser“ entweicht beim ersten Brand. Dem eigentlichen „Backen“ - daher der Name „Backstein“.
Beim Brand werden die Rohstoffe zu einem festen Körper – einfach gesagt: gebacken ( Silikalisierung ).

Bei 1000°– 1200° verschmelzen die Teile in insgesamt 3 Prozessen:

1.Schmauchzone , Vorwärmzone = Restwasserentzug bei 200 °– 300 ° bei steigender Temperatur werden auch alle organischen Teile verbrannt – dadurch erhält der Stein seine Porösität.
2.Bei 800° - 1200 ° verliert der Ziegel Gewicht und wird hart und fest. Mit zunehmenden Sintergrad nimmt die Porösität ab. Gewicht wird erheblich reduziert (Den Übergang zum Schmelzpunkt nennt man „Sinterung“) Noch höhere Temperaturen führen zur Verglasung.
Die Brenndauer liegt zwischen 15 – 120 Std. - bei modernen Ziegeleien max. 24 Std.
3.Nach der Vollglutzeit beginnt das Kühlen – es muß aber die Nachglut abgewartet werden, da diese für die Farbe des Materials verantwortlich ist.
Das Kühlen muß mit größter Vorsicht geführt werden, da rasches Kühlen zu Rissen führt.

Der Ringofen wurde 1858 erfunden. Der Feldbrand wurde mit getrockneten Steinen im Verband geschichtet, so daß in den Kanälen Kohle gelagert werden konnte.
Wenn genug Steine saßen wurde mit Lehm und Stroh zugedeckt und dann angezündet. Der Feldbrand hatte den Vorteil, daß er überall aufgebaut werden konnte, dort wo man Steine braucht, bzw. wo der Lehm abgebaut wurde.

Der Nachteil nur 2/3 war zu verwenden an Steinmaterial und der sehr hohe Verbrauch an Energie, die beigebracht werden mußte.
Der Ringofen wurde bis in die 70er Jahre betrieben, obwohl schon 1930 der bis heute gängige Tunnelofen erfunden wurde, bei dem die Steine durch einen Ofen geschoben werden.
Im Ringofen rückt das Feuer in 24 Std. ca. 7 Meter voran.